Das Geheimnis der Totenmagd by Ursula Neeb

Das Geheimnis der Totenmagd by Ursula Neeb

Autor:Ursula Neeb [Neeb, Ursula]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Historischer Roman
ISBN: 9783843700443
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2011-09-23T22:00:00+00:00


Aus den Aufzeichnungen

eines jungen Mönchs

Angestachelt von dem unglückseligen Ereignis in Mainz, begannen sich Obrigkeit und Kirche gegen die »Brüder des Todes« und ihren Anführer zu stellen. Zunächst wurde angeordnet, die Stadttore zu schließen, wenn wir im Anmarsch waren. Doch in den Amtsstuben von Senat und Kurie wurden bereits härtere Repressalien gegen uns ersonnen. Um dem Spuk ein Ende zu bereiten, sollte die öffentliche Selbstgeißelung zukünftig mit der Todesstrafe geahndet werden. Auf höchster Ebene wurde geplant, den Meister als einen Verbreiter von Irrlehren gefangen zu nehmen und ihn in einem spektakulären Prozess zum Tod am Galgen zu verurteilen.

Bei aller Selbstsicherheit war es dem Meister nicht verborgen geblieben, dass er und seine Bewegung den Herrschenden ein Dorn im Auge geworden waren. Die verschlossenen Pforten der Rheinstädte Nierstein und Oppenheim sprachen eine deutliche Sprache. Dennoch war er fern davon, sich dadurch irremachen zu lassen, er wusste, so viele Menschen konnte man nicht einfach aussperren. In der Pfaffenhochburg Worms würden wir uns notfalls mit Gewalt Zutritt verschaffen, und dann würden die Brüder des Todes alle wichtigen Stellen besetzen und die Stadtregentschaft an sich reißen.

Als wir einen Tagesmarsch von Worms entfernt am Rhein unser Nachtlager errichteten, versammelte der Meister mich, den alten Jäger und einen kleinen Kreis vertrauter Anhänger um sich und beriet sich mit uns.

Warnend sagte ich: »Ich habe kein gutes Gefühl. Auch wenn wir keinen ›Himmelsbrief‹ verlesen, sondern uns auf eine wesentlich ältere, ungleich erhabenere Offenbarung stützen, so stellen wir doch in den Augen von Kirche und Obrigkeit den alten Glauben grundsätzlich in Frage. Mir ist ein Fall aus Thüringen bekannt, wo man den Anführer einer Geißlergruppe, der öffentlich die Bluttaufe anstelle der Wassertaufe forderte, als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannte. Ihr solltet Euch vorsehen, Meister, dass Euch nicht das Gleiche widerfährt«, gab ich mit ernster Miene zu bedenken.

»Und da braut sich mit Sicherheit schon was zusammen«, stimmte mir der alte Jäger zu. »Seit wir in Mainz diesem Kuttenträger den Garaus bereitet haben, haben uns die Papisten auf dem Kieker.«

»So kenne ich dich gar nicht, mein Alter. Du gehst doch sonst keinem Kampf aus dem Wege«, wandte sich der Meister mit leichtem Spott an ihn. »Nun denn, ich für meinen Teil habe jedenfalls nicht vor, vor diesen Papistenknechten den Schwanz einzuziehen. Wir sind mehr als fünfhundert Leute, und wenn man die mit ausreichenden Wurfgeschossen bestückt, könnte man denjenigen, die gegen uns zu Felde ziehen, schon einen netten Empfang bereiten.« Der Meister blickte sich trotzig in der Runde um. »Gibt es denn keinen hier, der meiner Ansicht ist?«, fragte er ungehalten.

»Doch, Meister, mit mir könnt Ihr rechnen!«, erwiderte der Frankfurter Henker mit fester Stimme. »Was auch immer Ihr plant, ich bin dabei. Und glaubt mir, ich verstehe mich aufs Töten!«

»Auch ich bin für den Kampf, Meister«, äußerte ein stattlicher junger Mann, der in Frankfurt als Pestknecht gearbeitet hatte, leidenschaftlich. »Ich bin bereit, für Euch und für die Brüder des Todes mein Leben zu geben!« Erfreut klopfte ihm unser Anführer auf die Schulter.

»Herr, Ihr tut mir unrecht«, meldete sich der alte Jäger erneut zu Wort. »Es ist nicht so, dass ich das Kämpfen verlernt habe.



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